Nichtregierungsorganisationen warnen vor anhaltender Gewalt gegen Frauen in El Salvador

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Ende der Straflosigkeit
Red Fm fordert ein Ende der Straflosigkeit

San Salvador. Der Jahresbericht des salvadorianischen Feministischen Netzwerkes gegen Gewalt gegen Frauen (Red Fm) nennt drastische Zahlen: Drei von vier Betroffenen von Gewalttaten sind Frauen. Damit gehören Mädchen und Frauen zu den am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen, unter anderem durch Vergewaltigung, sexuelle Übergriffe und psychische Gewalt.

Red Fm stellte diese und andere Informationen im Rahmen des Internationalen Tages der Beseitigung von Gewalt gegen Frauen in seinem Jahresbericht vor. Aus Daten des Instituts für Rechtsmedizin (IML) geht zudem hervor, dass 91,7 Prozent der registrierten Fälle sexueller Gewalt an Frauen verübt wurden.

Die Zahlen alarmieren und haben Konsequenzen: Die Generalstaatsanwaltschaft der Republik hat mittlerweile eine Spezialeinheit für Frauen eingerichtet. Ebenso gibt es bei der Nationalen Zivilpolizei eine Anlaufstelle für von Gewalt betroffenen Frauen. Allein dort wurden zwischen Januar 2021 und Juni 2022 rund 4.000 Hilfseinsätze aufgrund geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen registriert.

Die Dunkelziffer läge noch viel höher: "Informationen und Daten sind heute viel schwieriger zu beschaffen, und wenn wir keine Daten haben, können wir keine gute öffentliche Politik machen“, betont América Romualdo, Vertreterin der Mitgliedsorganisation Las Dignas. Romualdo beklagt weiter, dass die Anzeigemechanismen für anderen Formen von Gewalt wie etwa geburtshilfliche oder sogar politische Gewalt noch defizitär sind.

"Gewalt gegen Frauen nicht zu bekämpfen bedeutet, Gewalt gegen Frauen zu verstärken", sagte sie bei der Präsentation. Trotz der Unterstützung von staatlichen Stellen und Nichtregierungsorganisationen, "zeigt sich, dass die Praktiken, bei denen Frauen ermordet werden, weiterhin grausam, erniedrigend und in einem Rahmen von Machtverhältnissen passieren, die der Staat nicht ausmerzen konnte", betont Silvia Juárez von der Frauenorganisation salvadorianischer Frauen für den Frieden , einem weiteren Mitglied des Red Fm.

Das Netzwerk stellte zudem eine Überlastung der Gerichte fest. "Es werden weniger Prozesse abgeschlossen, als neue Anzeigen hinzukommen", heißt es dazu.

Am Tag der Vorstellung des Jahresberichtes, dem 25. November ‒ Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen ‒ kamen in Salvadors Hauptstadt hunderte Menschen zusammen, um für Frauenrechte und ein Ende der geschlechtsspezifischen Gewalt zu demonstrieren. Dabei forderten die Demonstrierenden unter anderem Maßnahmen vom Staat. Juárez betonte, dass der Staat ein echtes Engagement für die Beseitigung von Gewalt und Diskriminierung gegen Mädchen, Jugendliche und Frauen übernehmen müsse, da dies eines der Hauptprobleme sei, das deren Leben beeinflusse und sich auch auf die Entwicklung des Landes auswirke.

Ein Bericht der Beobachtungsstelle für die Gleichstellung der Geschlechter in Lateinamerika und der Karibik der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und der Karibik (Cepal) legt Zahlen offen, die die dramatische Situation der Frauenrechte in der gesamten Region unterstreichen: Im Jahr 2021 wurden in 29 Ländern 4.500 Frauen ermordet (Femizide). Es gebe keine eindeutigen Anzeichen für einen Rückgang dieses Phänomens.

Dabei gehört El Salvador mit durchschnittlich 2,4 Femiziden pro 100.000 Einwohnern im Jahr neben Honduras (4,6) und der Dominikanischen Republik (2,7) zu den Ländern mit den höchsten Feminzidraten in der Region.